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Diabetisches Fußsyndrom

Erhöhte Blutzuckerwerte bei Diabetes mellitus verursachen auf Dauer Schäden an Blutgefäßen und Nervenbahnen, vor allem an den Füßen. Dadurch kann ein diabetisches Fußsyndrom entstehen. Erfahren Sie mehr über Ursachen, Symptome, Therapie und Maßnahmen zur Vorbeugung.

Was ist ein diabetisches Fußsyndrom? (Definition)

Ärztin behandelt bei Patientin ein diabetisches Fußsyndrom

Ein diabetisches Fußsyndrom ist eine Folgeerkrankung des Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“). Ist der Blutzuckerwert über Jahre zu hoch, werden im Laufe der Zeit Blutgefäße wie auch Nervenbahnen geschädigt. An sich eher unauffällig, führt dies jedoch zu Störungen des Schmerz-, Berührungs- oder Temperaturempfindens.

Und das ist gefährlich. Schon aus kleinsten Verletzungen am Fuß können so schlecht heilende Geschwüre entstehen. Im Verlauf breitet sich die Wunde tief ins Gewebe aus und kann Knochen sowie Gelenke befallen. Lässt sich die Infektion mit Antibiotika nicht mehr behandeln, droht die Amputation.

Wie kommt es dazu? (Ursachen)

Das diabetische Fußsyndrom wird in zwei Kategorien eingeteilt:

  • der neuropathische diabetische Fuß, als Folge von Nervenschädigungen
  • der ischämische diabetische Fuß, als Folge von arteriellen Durchblutungsstörungen

Etwa 70 Prozent der Fälle sind neuropathischer Art. Durch die geschädigten Nerven werden Schmerzreize – etwa durch zu enge Schuhe, ein zu heißes Fußbad oder Fremdkörper im Schuh – von Betroffenen nicht mehr registriert. So ist das Risiko, eine schlecht heilende, infizierte Wunde zu bekommen, sehr hoch.

Durch die Nervenschädigung verändert sich zudem die natürliche Abrollbewegung des Fußes; in der Folge wirkt eine erhöhte Druckbelastung auf den Vorderfuß. Langfristig führt das zu Fehlstellungen von Füßen und Zehen (Krallenzehen). Dies begünstigt Druckstellen und eine verstärkte Hornhautbildung, was zusätzlich auf das Gewebe drückt. Mit der Zeit kann es unter der Hornhaut zu Einblutungen kommen. Bricht die Einblutung auf, entsteht ein offenes Geschwür.

Der ischämische diabetische Fuß ist seltener und macht rund 20 bis 30 Prozent aller Fälle aus. Beine und Füße werden dabei nicht mehr ausreichend durchblutet. Aufgrund einer Unterversorgung mit Sauerstoff können ganze Gewebebereiche absterben.

Verletzungen an Zehen und Ferse heilen besonders schlecht ab, weil die Durchblutung dort am schlechtesten ist. Druckstellen und Hautläsionen führen in den Bereichen schnell zu offenen Wunden – sogenannten Gangränen (nekrotisches Gewebe).

Möglich ist auch eine Mischform aus beiden Typen des diabetischen Fußsyndroms. Die Symptome sind dabei wie beim ischämischen diabetischen Fuß, jedoch empfinden Betroffene keine Schmerzen.

Was sind Anzeichen für ein diabetisches Fußsyndrom? (Symptome und Warnzeichen)

Die Krankheitssymptome können sich je nach Ursache und individuellen Risikofaktoren unterscheiden. Dennoch gibt es folgende, typische Warnzeichen bevor ein offenes Geschwür entsteht:

Neuropathischer diabetischer Fuß Ischämischer diabetischer Fuß
warme und rosige Füße kalte, bläuliche oder blasse Füße
eingeschränkte Sensibilität, Taubheitsgefühl, Kribbeln in den Beinen Sensibilität ist intakt
tastbarer Fußpuls nichttastbarer Fußpuls
Druckstellen Druckstellen, Nekrosen an den Zehen
schmerzlose Verletzungenstarke Schmerzen bei Verletzungen
trockene, rissige Haut an den Beinen/Füßen Wadenschmerzen beim Gehen, die im späteren Stadium auch in Ruhe auftreten
verstärkte Bildung von Hornhaut, Schwielen

Welche Behandlung ist notwendig? (Therapie)

Basis der Therapie eines diabetischen Fußsyndroms ist die konsequente Behandlung der Grunderkrankung: der Diabetes mellitus. Wichtig ist die richtige Einstellung der Blutzuckerwerte, um ein Fortschreiten der Durchblutungsstörungen und etwaiger Nervenschädigungen zu vermeiden und die Wundheilung zu verbessern.

Der ischämische Fuß wird unterstützend mit durchblutungsfördernden Medikamenten behandelt. Möglich sind auch operative Eingriffe, bei denen enge Gefäße wieder geweitet werden. Zerstörte Nerven sind jedoch nicht heilbar.

Die Behandlung des neuropathischen Fußes besteht aus einer fachgerechten Wundversorgung und konsequenter Druckentlastung. Ist die Wunde infiziert, werden zusätzlich Antibiotika verordnet.

Was kann ich zur Vorbeugung tun? (Prophylaxe)

Als Diabetiker können Sie einiges tun, um das diabetische Fußsyndrom zu vermeiden:

  • Die Füße beachten: Nehmen Sie Ihre Füße täglich „unter die Lupe“. Überprüfen Sie Fußsohlen und Zehenzwischenräume auf mögliche Verletzungen, Druckstellen, Blasen oder verstärkte Hornhautbildung. Mit Hilfe eines Spiegels entgeht Ihnen auch an versteckten Stellen nichts. Bei Auffälligkeiten gehen Sie bitte sofort zum Arzt.
  • Passendes Schuhwerk: Tragen Sie bequeme Schuhe, die ausreichend Platz bieten. So beugen Sie Druckstellen sowie übermäßiger Hornhaut vor. Kontrollieren Sie Ihre Schuhe vor dem Anziehen auf Fremdkörper, etwa Steinchen. Neue Schuhe sollten besser früh anprobiert werden, da Füße im Verlauf des Tages anschwellen. Bei deformierten Füßen sollten Sie spezielle orthopädische Schuhe tragen.
  • Ärztliche Vorsorge: Lassen Sie jährlich Ihre Füße von einem Arzt auf Veränderungen prüfen, auch was die Sensibilität betrifft. Die regelmäßige Kontrolle des Blutzuckers gehört unbedingt zu einer guten Prophylaxe. Die Pediküre sollten Sie von medizinischen Fußpflegern (Podologen) durchführen lassen. Dazu zählt auch die Behandlung von Hühneraugen und übermäßig ausgeprägter Hornhaut.
  • Tägliche Fußpflege: Waschen Sie Ihre Füße täglich mit lauwarmen Wasser und trocknen Sie sie anschließend gut ab, insbesondere auch die Zehenzwischenräume. Cremen Sie Ihre Füße mit einer Urea-haltigen Lotion ein, um die Haut geschmeidig zu halten. Verzichten Sie darauf barfuß zu laufen. Das reduziert die Verletzungs- und Infektionsgefahr. Ihre Socken sollten aus Baumwolle oder anderen Naturmaterialien sein und den Fuß nicht einschnüren.
  • Risikofaktoren minimieren: Vermeiden Sie alles, was Ihre Gefäße zusätzlich belastet. Dazu zählen zum Beispiel der Konsum von Nikotin und Alkohol, Bluthochdruck und Übergewicht.
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