
Colostomie
Die Colostomie (griech. colon „Dickdarm“ und stoma „Mund“, „Öffnung“) meint die künstliche Ausleitung des Dickdarms an die Hautoberfläche. Colostomien haben in der Regel einen Durchmesser von 2,5 bis 5 Zentimeter und werden auf die linke untere Bauchseite gelegt. Wie genau der künstliche Darmausgang geformt wird, hängt davon ab, welche Organe (bzw. Organteile) entnommen wurden oder in ihrer Funktion beeinträchtigt sind.
- Mussten Schließmuskel, Mastdarm (Rektum) sowie Teile des unteren Dickdarmes entfernt werden, braucht es in der Regel eine endständige Colostomie (auch: Sigma-Colostomie). Hier wird das Ende des Dickdarmes durch die Bauchdecke ausgeleitet – meist im Bereich des S-förmigen Darmabschnittes (griech. sigma „S“). Da bei der endständigen Colostomie in der Regel der gesamte Dickdarm erhalten bleibt, ist seine Funktion kaum eingeschränkt. Den Stuhl kann er daher wie gewohnt eindicken.
- Muss ein entzündeter Teil des Darms oder eine Darmnaht ruhiggestellt oder vor dem Stuhl geschützt werden, wird in der Regel ein vorrübergehendes Stoma gelegt: die sogenannte doppelläufige Colostomie. Bei diesem Stoma formen die Operateure aus dem Dickdarm eine Art Schlinge und ziehen diese durch die Bauchdecke. Im nächsten Schritt öffnen sie den Darm und fixieren die Schlinge auf der Bauchdecke. Auf diese Weise entstehen zwei Öffnungen, aus denen sich der Darminhalt entleert. Ausgeleitet wird der Stuhl dann über ein Stoma im rechten oder linken Oberbauch. So werden die zu schonenden Darmteile nicht beansprucht. Sind die erkrankten Darmabschnitte geheilt, kann der Operateur die beiden Darmenden wieder aneinanderfügen und in den Bauch zurückverlegen.

Ileostomie
Die Ileostomie (lat. ileum „Dünndarm“ und griech. stoma „Mund“, „Öffnung“) meint die Ausleitung des Dünndarms an die Hautoberfläche. Wie die Colostomie kann sie endständig oder doppelläufig gelegt werden:
- Musste der gesamte Dickdarm entfernt werden und konnte die Kontinenz operativ nicht wiederhergestellt werden, braucht es meist eine endständige Ileostomie. Bei dieser wird das Ende des Dünndarms in der Regel auf der rechten Seite der Bauchdecke ausgeleitet und „nippelförmig“ angelegt. Das heißt, die Öffnung befindet sich deutlich über dem Hautniveau (etwa anderthalb bis drei Zentimeter). Der Grund: Durch das Fehlen des Dickdarms wird der Stuhl kaum noch eingedickt und ist meist dünnflüssig bis breiig. Der erhobene Ausgang soll die Haut vor dem aggressiven Stuhl schützen beziehungsweise dafür sorgen, dass der Stuhl gar nicht erst mit der Haut in Kontakt kommt und direkt in den Beutel fließt.
- Müssen Teile des Dickdarms ruhiggestellt werden, wird in der Regel eine doppelläufige Ileostomie (auch: Schutzstoma oder Entlastungsstoma) gelegt. Bei dieser formt der Operateur aus dem Dünndarm eine Schlinge und zieht diese durch die Bauchdecke. Dort wird die Schlinge wie bei der doppelläufigen Colostomiegeöffnet und an der Bauchdecke fixiert. Ausgeleitet wird der Stuhl in der Regel über den rechten Unterbauch. Sind die erkrankten Darmabschnitt geheilt, wird die Ileostomie zurückverlegt.

Urostomie
Als Urostomie (lat. uro „Harn“ und griech. stoma „Mund“, „Öffnung“) bezeichnen Ärzte die Ableitung des Harns an die Hautoberfläche. Notwendig ist ein Urostoma in der Regel, wenn die Blase entfernt oder krankheitsbedingt ausgeschaltet werden musste oder das harnableitende System es aus anderen Gründen nicht mehr schafft, den Urin nach außen abzugeben (siehe Aponova-Lexikon: Stoma). Der Ausgang wird in der Regel auf die linke oder rechte untere Bauchseite gelegt.
Dazu unterscheiden Betroffene zwischen „nassen“ und „kontinenten“ Urostomien. Bei ersterer wird der Harn auf der Bauchdecke vom Stomabeutel aufgefangen. Bei der kontinenten Urostomie konstruiert der Chirurg aus Darmteilen ein inneres Reservoir. Ist dies voll, wird es mit einem Katheter über eine Öffnung auf der Bauchdecke (= Stoma) entleert.
Auch bei der Urostomie gibt es unterschiedliche Varianten, die künstliche Harnableitung zu legen:
- Beim Ileum-Conduit trennt der Operateur ein Stück des Dünndarms (lat. ileum) ab und näht die beiden Harnleiter in das stillgelegte Darmstück ein. Dann wird das Darmstück auf der einen Seite verschlossen, das andere Ende wird nach außen geleitet und wie bei der Ileostomie „nippelförmig“ in der Bauchdecke platziert – so kann der Urin gut nach außen fließen. Damit die inneren Nähte gut verheilen, werden sogenannte Harnleiterschienen (Splints) gelegt. Entfernt werden sie meistens noch während des Krankenhausaufenthaltes.
- Müssen beide Harnleiter nach außen geleitet werden, legt der Chirurg für gewöhnlich eine Harnleiter–Hautfistel, die sogenannte Transuretero-Ureterocutane Ostomie (TUUC). Hierfür verbindet er den kürzeren mit dem längeren Harnleiter und führt diesen dann durch die Bauchdecke nach außen. Damit das Stoma sich mit der Zeit nicht verengt, wird der Harnleiter häufig dauerhaft mit einem dünnen Katheter (Splint) geschient, also offen gehalten. Ist dies der Fall, muss der Splint regelmäßig vom Urologen gewechselt werden.
- Bei der kontinenten Urostomie (auch: Harnreservoir, Pouch) formt der Operateur aus verschiedenen Darmteilen (beispielsweise nur aus dem Dünndarm oder aus Dünndarm- und Dickdarmteilen) einen sogenannten Pouch (engl. „Beutel“, „Tasche“). Dieses innere Urin-Reservoir wird dann meistens über ein Stoma im Unterbauch oder Bauchnabel abgeleitet. Je nachdem, welche Darmteile dabei verwendet werden und welche Technik zum Einsatz kommt, wird die Tasche benannt (etwa Kock-Pouch, Mainz-Pouch oder Indiana-Pouch). Ziel des Pouch ist es, dass die Stomaträger den im Reservoir aufgefangenen Urin mithilfe eines Katheters direkt in die Toilette entleeren können. So brauchen sie keine äußere Beutelversorgung.
Quellen:
Deutsche ILCO, die Selbsthilfevereinigung für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs sowie deren Angehörigen: www.ilco.de
ONKO-Internetportal der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG): www.krebsgesellschaft.de
Stoma-Welt.de – das Selbsthilfeportal für Stomaträger: www.stoma-welt.de