1. Wer mangelernährt ist, hat Hunger.
Stimmt nicht. Menschen, die mangelernährt sind, haben nicht automatisch Hunger oder sind unterernährt. Als mangelernährt gelten Personen, wenn sie über ihre Nahrung nicht genügend beziehungsweise nicht die richtigen Nährstoffe aufnehmen können und ihr Körper dadurch einen Nährstoffmangel entwickelt. Mangel- oder Fehlernährung (engl. Malnutrition) kann in jedem Lebensalter auftreten. Menschen über 60 Jahren sind in Deutschland jedoch besonders häufig betroffen.
2. Im Alter wird man eben dünner.
Nein. Mangelernährung bleibt bei älteren Menschen oft unerkannt. Gewichtsverlust wird häufig als normal angesehen, dabei ist er häufig ein Zeichen für eine mangelnde Versorgung mit Nährstoffen. Die Gründe, weshalb ältere Menschen von Mangelernährung verstärkt betroffen sind, sind unterschiedlich. Beispielsweise nehmen im Alter häufig Geruchs- und Geschmackssinn ab. Viele greifen daher statt zu Vollkornbrot und Salat lieber zu geschmacksintensiveren Speisen wie Weißbrot mit Marmelade oder Kuchen. Aufgrund von Kaubeschwerden, etwa aufgrund einer schlecht sitzenden Zahnprothese, kochen viele Ältere außerdem ihre Speisen besonders weich, sprich lange. Das Problem: Je länger Gemüse gekocht wird, desto mehr Nährstoffe gehen verloren. Aber auch Patienten mit neurologischen Erkrankungen, die beispielsweise nicht mehr oder nicht gut schlucken können, sowie Menschen mit Krebserkrankungen haben ein erhöhtes Risiko, eine Mangelernährung zu entwickeln. Das Gleiche gilt für Menschen, die zu schnell abnehmen.
3. Mangelernährung ist gefährlich.
Teilweise. Ist ein Mensch vorübergehend, das heißt für ein paar Wochen oder Monate, mangelernährt, ist das in der Regel nicht schlimm – zumindest, wenn er ansonsten körperlich gesund ist. Bei kranken Menschen kann sich ein Nährstoffmangel jedoch negativ auf den Heilungsprozess auswirken. Außerdem steigt durch die Mangelernährung die Infektionsanfälligkeit. Langfristig macht Nährstoffmangel auch müde und kann die Funktion von Organen beeinträchtigen.
4. Wer mangelernährt ist, muss viel essen.
Das ist komplizierter. Entscheidend ist, welche Nährstoffe dem Betroffenen fehlen. Liegt beispielsweise ein Eisenmangel vor, bringt es nichts, ganz viel Obst mit Vitamin C zu essen. Dann braucht es Lebensmittel wie Hirse, Spinat oder Fleisch, denn die enthalten viel Eisen. Manche Menschen können bestimmte Nährstoffe auch aufgrund einer Krankheit nicht verwerten. Ein Großteil unserer Nähstoffe gelangt nämlich über unseren Dünndarm ins Blut. Fehlt ein Teil des Dünndarms – etwa, weil er aufgrund einer Krebserkrankung chirurgisch entfernt werden musste – verkleinert sich auch die Fläche zur Nährstoffaufnahme. Ist dies der Fall, kann eine Ernährungsumstellung oder eben Trinknahrung helfen. Außerdem kann es sinnvoll sein, statt einzelner großer Mahlzeiten mehrere kleine zu sich zu nehmen. So hat der Darm beim Aufspalten und Verarbeiten der Lebensmittel weniger Arbeit.
Interessant: Ganz unsinnig ist Vitamin C bei Eisenmangel übrigens nicht. Der Grund: In Kombination mit eisenhaltiger Nahrung fördert das Vitamin die Aufnahme des Spurenelements.
5. Mangelernährte Menschen sind dünn.
Nein. Jemand, der sehr dünn ist, kann zwar mangelernährt sein. Ein Nährstoffmangel lässt sich jedoch nicht allein am Körperfettanteil messen – tatsächlich können auch Menschen mit starkem Übergewicht bei einseitiger Ernährung einen Nährstoffmangel entwickeln.
6. Weiße Flecken unter den Fingernägeln sind ein Zeichen von Mangelernährung.
Stimmt nicht. Die Flecken unter den Fingernägeln entstehen nicht durch Calciummangel, sondern durch winzige Lufteinschlüsse und Hohlräume. Verursacht werden sie beispielsweise durch Stöße auf die Wachstumszone des Nagels. Der Grund: Ein Nagel besteht aus zig Einzelschichten. Werden diese erschüttert, kann es passieren, dass die Schichten sich nicht richtig übereinanderlegen – dadurch bilden sich Luftbläschen, die als kleine weiße Flecken sichtbar werden.
7. Nahrungsergänzungsmittel gleichen Mangelernährung aus.
Teilweise. Ist ein Nährstoffmangel medizinisch nachgewiesen – etwa mit Hilfe einer Blutprobe – können Nahrungsergänzungsmittel tatsächlich helfen, den Mangel zu beheben. Dies gilt besonders für Menschen, die ihre Nahrung nicht mehr oral, also über den Mund aufnehmen können – etwa aufgrund von Schluckbeschwerden. Bei ihnen kann dann auch spezielle Trinknahrung sinnvoll sein. Bevor jemand zu Nahrungsergänzungsmitteln greift, sollte er die Einnahme mit seinem Arzt oder seiner Ärztin besprechen. Denn in vielen Fällen reicht es wie gesagt schon aus, seine Ernährung etwas umzustellen und sich bewusster zu ernähren.
8. Haarausfall ist ein Zeichen von Mangelernährung.
Nicht unbedingt. Damit die Zellen unserer Haarwurzel sich teilen und damit für das Haarwachstum sorgen können, müssen sie in der Tat ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden/sein. Besonders wichtig sind etwa Folsäure, Vitamin B12 und Zink. Liegt ein Nährstoffmangel vor, kann der Stoffwechsel erlahmen, unsere Zellen teilen sich weniger und es fallen mehr Haare aus als nachwachsen. Mangelernährung kann also ein Grund für lichter beziehungsweise dünner werdendes Haar sein, muss es aber nicht. Andere Gründe können beispielsweise Stress oder Schwankungen im Hormonhaushalt sein – etwa aufgrund einer Schilddrüsenerkrankung oder einer starken Menstruation. Auch die Gene entscheiden darüber, wie schnell unsere Haare wachsen.