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Science Fact: Honig als Wundhelfer

Zahlreiche Studien zeigen, dass Verbände mit medizinischem Honig bei der Wundheilung helfen. Ganz eindeutig ist die Studienlage jedoch nicht.
Honig als Wundhelfer
Foto: Jez Timms/Unsplash

 

Honig schmeckt nicht nur auf dem Butterbrot, sondern soll auch bei der Behandlung von Wunden helfen. Davon war zumindest der griechische Arzt und Gelehrte Hippokrates von Kos überzeugt. Zur Versorgung chronischer Wunden – besonders solcher am Schienbein – empfahl er beispielsweise, den süßen Sud mit Steinklee zu verrühren und die Mixtur dann auf die Wunde aufzutragen. Ob er mit der Therapie Erfolg hatte, ist leider nicht überliefert. Doch auch heute deuten zahlreiche Laborexperimente und Versuche an Mäusen darauf hin, dass Honig die Wundheilung beschleunigt.

Das Problem: Die Ergebnisse aus Versuchen in der Petrischale oder an Tieren lassen sich nicht einfach auf den Menschen übertragen. Noch dazu gibt es nicht die eine Wunde, sondern viele verschiedene. Sie reichen vom kleinen Schnitt in den Finger bis hin zu Operationswunden, Verbrennungen und chronischen Druckgeschwüren wie dem Dekubitus. Die Autoren von Medizin Transparent, einer Initiative der Donau-Universität Krems und der Vereinigung Cochrane Österreich, haben sich deshalb die Mühe gemacht, die Studienlage zu sichten und auszuwerten. Das Ergebnis:

Belegt ist:

Honig hilft bei …

  1. … mittelschweren Verbrennungen, also sogenannten Verbrennungen zweiten Grades, bei denen nicht mehr als die oberen Hautschichten betroffen sind. So konnten elf Studien zeigen, dass mittelschwere Verbrennungen mit sogenanntem medizinischem Honig gut vier bis fünf Tage schneller verheilten als solche, die konventionell ohne Honig verbunden wurden. Sechs Studien zeigten außerdem, dass Honig genauso gut wirkt wie das bei Verbrennungen oft verwendete Silbersulfadiazin, ein spezielles Silbersalz mit antibakterieller Wirkung. Im Vergleich zu Silbersulfadiazin verursachte die Honigbehandlung sogar weniger Nebenwirkungen.

Ob auch andere akute Wunden wie Abschürfungen oder der typische Schnitt in den Finger mit Honig besser heilen, ist nicht bekannt. Hierzu gibt es bislang keine Studien.

Wie Honig wirkt

Das Bienenextrakt besteht zu einem großen Teil aus Traubenzucker, Fruktose und Wasser, enthält aber auch eine Vielzahl an Aminosäuren, Vitaminen, Mineralien und Enzymen. Wissenschaftler vermuten, dass bestimmte Aminosäuren und Enzyme die Feuchtigkeitsbildung der Wunde positiv beeinflussen, die Bildung von neuem Gewebe und neuer Haut begünstigen und dadurch Entzündungen hemmen. Beobachtungen deuten sogar darauf hin, dass einige Honigsorten eine antibakterielle Wirkung haben.

Honig hilft nicht bei …

  1. … chronischen Wunden– oder zumindest gibt es bisher keine überzeugenden Studien, die den Vorteil der Honigbehandlung belegen. So hatten zehn Studien mit insgesamt über 800 Teilnehmern die Therapie verschiedener chronischer Wunden untersucht, etwa von Unterschenkelgeschwüren (Ulcus cruris) oder dem sogenannten diabetische Fuß. Das Ergebnis: Ulcera cruris heilten mit der Honigbehandlung nicht besser als mit der konventionellen Behandlung. Dazu gibt es Hinweise, dass Honig bei Unterschenkelgeschwüren häufiger unerwünschte Nebenwirkungen hervorruft. Auch bei der Behandlung des diabetischen Fußsyndroms brachten Honigauflagen keine Verbesserung.

Honig ist nicht gleich Honig

Manche Bienen produzieren sonnengelbhellen Honig, andere dunkelbraunen. Mal ist das Extrakt mild und fruchtig, mal herb und aromatisch. Wie bei Wunden gibt es also auch bei Honig starke Unterschiede – und diese müssen auch bei der Behandlung von Wunden berücksichtigt werden. Wichtig in Sachen Wirksamkeit ist unter anderem die Frage, aus welchen Blüten die Bienen ihren Nektar sammeln. Besonders vielversprechend scheint beispielsweise der sogenannte Manuka-Honig. Aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung ist er als medizinischer Honig in speziellen Salben, Gels und Wundauflagen schon heute als Medizinprodukt zugelassen.

Medizinischer Honig
Medizinischer Honig / Foto: picture alliance/Ulrich Baumgarten
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